Rethorische Floskeln

Rethorische Floskeln, jeder kennt sie.
Nehmen wir als Beispiel

Wenn ich Sie fragen dürfte, wie alt sind Sie?

"Wenn ich Sie fragen dürfte" ist eine rein rethorische Floskel ohne jegliche tiefgründige Bedeutung, sie erfüllt im Grunde keinen Sinn und wir auch nicht deshalb ausgesprochen.
Wäre es eine Frage, so müsste zumindest die Antwort abgewartet werden, ob der Fragensteller nun wirklich fragen dürfe.

Diese und der Großteil aller rethorischen Floskeln bestehen des Zwecks wegen, Höflichkeit dem Gegenüber auszudrücken, wenngleich dies auch nicht immer erreicht und niemals vom Fragensteller gewollt wird - dieser Tatsache ist sich der Fragensteller sogwar bewusst. Er weiß nämlich, dass die Frage nach dem Alter mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht als höflich aufgefasst wird und er weiß, dass er etwas Unhöfliches ausübt. Trotzdem stellt er die Frage und nur um die Unhöflichkeit etwas zu kaschieren, fügt er eine solche Floskel bei.

Würde der tägliche Austausch, die Abwicklung vieler Situationen durch ein um rethorische Floskeln vermindertes Gespräch nicht vieles erleichtern? Könnte man nicht ohne diesen - in meinen Augen - "Ballast" in kürzerer Zeit und mit weniger Aufwand umso mehr erreichen?
Für mich wäre dies eine Erleichterung des Alltags - und Höflichkeit lässt sich logischerweise auch ohne diese unnötige Höflichkeitsforum ausdrücken, auch in Gesten und Aktionen.


Hiermit rege ich zur Diskussion bzw. zum Meinungsaustausch an!



Luke

Rhetorische Floskeln haben durchaus ihre Berechtigung, sie lassen selbst das rüdeste Verhalten noch elegant wirken, sodass man dem Gegenüber den Wind etwas aus den Segeln nimmt, wenn es nun nicht anders möglich ist, einen unhöflichen Ausspruch, länger zu verwehren, ziemlich manipulativ, wenn man es genauer betrachtet, aber Manipulation ist bedauerlicherweise oft Mittel zum Zweck.

Ich bin der Meinung, rethorische Floskeln drücken das Gegenteil von Höflichkeit aus, und zwar Beleidigung!
Ich stelle nämlich zum Einen eine unhöfliche Frage und bin zum Zweiten noch so unhöflich, dies "scheinheilig" ducrh eine dieser Floskeln zu tarnen, da ich mir der Unhöflichkeit vollends bewusst bin.

Meiner Meinung nach drückt man damit eine "doppelte" Beleidigung aus - dies sollte doch jedem nachvollziehbar sein.

Natürlich, fassen Sie beide Varianten als Beleidigung auf, jedoch können Sie es dem jenigen, welcher die Floskeln anwendete, schlechter vorwerfen, da Sie zwar den Hintergrundsgedanken kennen, er sich allerdings formal korrekt ausdrückte, Sie sich somit in ihr eigenes Fleisch schneiden würden, falls Sie mit Aggressivität reagieren.

1) "Du stinkst aus deinem Maul, Alter, mach was dagegen."

2) "Entschuldigung, Sie haben etwas Mundgeruch, möchten Sie einen Atemerfrischer ?"

Beides die selbe Aussage, bei welcher wäre es allerdings nachvollziehbarer, wütend zu werden ?

Gewiss die erste, dabei kann auch die zweite als Beleidigung empfunden werden, falls man zum Beispiel gar keinen Mundgeruch hätte.

Trotzdem, es kommt in unserer Gesellschaft nicht auf den Inhalt eines Ausspruches an, sondern wie man diesen verpackt hat, es ist bedauerlicherweise so, man kann es nicht ändern, uralte Normen, die immer noch präsent sind.

3) "Sie haben Mundgeruch."
würde meiner Meinung nach die treffendste Aussage darstellen. Immerhin weist man damit sein Gegenüber dezent (zumindest, was es die verbale Äußerung anbertrifft) auf die Tatsache des Mundgeruchs hin. nach Außen ist es nicht die höflichte Art, verglichen mit der rethorischen Floskel, allerdings ist diese ja im Grunde gar nicht höflich und somit sollte erstere Aussage im Endeffekt höflicher erscheinen.

Ich weiß nicht, ob Sie hier im Forum die 4 Ebenen der Äußerung kennen. Falls nicht, folgt hier eine Aufzählung derselben:
- Sachebene (Mundgeruch besteht)
- Selbstoffenbarungsebene (Ich bin [mit dir] unzufrieden, da du Mundgeruch hast)
- Beziehungsebene (Ich finde deinen Mundgeruch sehr ekelig! Oder: Ich bin "besser" als du, da ich keinen Mundgeruch besitze)
- Appellebene (Mach etwas gegen deinen Mundgeruch!)

Man könnte demnach die höfliche Floskel überall hineininterpretieren, was nicht nur die Gefahr der Unhöflichkeit birgt, sondern auch die Unsicherheit, wie die Aussage eigentlich gemeint war.
Gründer, ich finde deshalb, dass man ohne den Einsatz rethorischer Floskeln eindeutig berechtigt oder eben unberechtigt aggressiv reagieren dürfte (sofern man dies will) und somit keine Unklarheiten entstehen würden, was wiederum das tägliche Leben und den zwischenmenschlichen Austausch erheblich erleichtern würde.

Denn eine auf die Sachebene aufbauende Formulierung, wie "Du hast Mundgeruch", ist eindeutig dieser sachebene zuzuordnend.

Ich bin vollkommen ihrer Meinung, allerdings ist das, was am logischten und sinnvollsten erscheint, oft nicht dasselbe, was die Masse ausübt, die Masse bestimmt wiederum die Norm, so können manche Problematiken scheinbar ewig währen, bis der letzte Mensch eingesehen hat, einen neuen Weg einzuschlagen, dafür bedarf es oft zahlreicher großer Helden, die ihr Leben gaben und viel Glück, die Massen so weit zu überzeugen.

Ich sehe mich selbst auch als Gegenpol zur Durchschnittsmasse, da sich diese Bewegung in meinen Augen oft in die falsche Richtung bewegt.
Doch dies ist sicherlich Ansichtssache.

Ich lebe unter anderem nach dem Motto, dass auch eine noch so kleine Aktion viel verändern kann. Es bedarf nicht immer großer Heldentaten.
Nehmen wir an, einige Personen würden ab nun einen neuen Weg beschreiten (diesen, auf die rethorischen Floskeln zu verzichten) und sie würden von Zeit zu Zeit andere Personen davon überzeugen, könnte sich diese Bewegung in vielen Jahren vergrößern und schlussendlich einen betrachtlichen Teil der Bevölkerung mit sich ziehen, so weit das auch hergeholt zu sein scheint.

Sie haben recht, oft waren es in der Vergangenheit große Helden, die Opfer brachten und Großes veränderten, doch vielleicht kann sich das eines Tages wandeln?

Luke schrieb:Ich sehe mich selbst auch als Gegenpol zur Durchschnittsmasse, da sich diese Bewegung in meinen Augen oft in die falsche Richtung bewegt.
Doch dies ist sicherlich Ansichtssache.

Ich lebe unter anderem nach dem Motto, dass auch eine noch so kleine Aktion viel verändern kann. Es bedarf nicht immer großer Heldentaten.
Nehmen wir an, einige Personen würden ab nun einen neuen Weg beschreiten (diesen, auf die rethorischen Floskeln zu verzichten) und sie würden von Zeit zu Zeit andere Personen davon überzeugen, könnte sich diese Bewegung in vielen Jahren vergrößern und schlussendlich einen betrachtlichen Teil der Bevölkerung mit sich ziehen, so weit das auch hergeholt zu sein scheint.

Sie haben recht, oft waren es in der Vergangenheit große Helden, die Opfer brachten und Großes veränderten, doch vielleicht kann sich das eines Tages wandeln?

Um daran zu glauben, müsste man die Meinung vertreten, dass sich die Art des Menschen wandelt, meiner Meinung nach, kann der Mensch in einer noch so "hochentwickelten" Zeit aufwachsen, er ist derselbe Mensch, wie auch der Mensch vor 500 oder 1000 Jahren, deshalb durchlebt jede menschliche Entwicklung ähnliche Strukturen und bedient sich ähnlicher Gedankengänge, somit wird sich das Wesen kaum ändern, es sei denn, die werte Evolution greift ein, nun gut, warum nicht, diese nimmt sich allerdings sehr viel Zeit, auch wenn es schon einige "Blitzevolutionen" gab, ist es dennoch höchst unwahrscheinlich.